Ein Gewinn für die Lebensqualität

Ein Verschleiß des Hüft- oder Kniegelenks ist schmerzhaft. Gerade im fortgeschrittenen Stadium sind Beweglichkeit und damit auch die Lebensqualität oft erheblich eingeschränkt. Eine Abnutzung der Gelenke kann bereits in jungen Jahren beginnen. Reichen konservative Maßnahmen wie Krankengymnastik, Medikamente etc. nicht mehr aus, kann der Ersatz des Gelenks Abhilfe schaffen. 

Bei einem Gelenkersatz – Endoprothese – handelt es sich um ein Implantat, das dauerhaft dort verbleibt. Ziel ist der gänzliche oder teilweise Ersatz eines geschädigten Gelenks. Am häufigsten wird ein Hüftgelenk ersetzt, doch auch an Knie, Schulter oder Sprunggelenk kommt die Endoprothese zum Einsatz. Die Operationen gehören mittlerweile zu den häufigsten Standardeingriffen – in Österreich erhalten jährlich ca. 36.000 Menschen ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk. 

Im WIRaktiv-Interview spricht der Welser Oberarzt Dr. Stefan Hofstätter über den Zeitpunkt für Implantate, etwaige Risiken und neue Materialien für Endoprothesen. 

Wann ist eine Knie- bzw. Hüftprothese unausweichlich?

Bei der Entscheidungsfindung treffen mehrere Faktoren zusammen. Eine Rolle spielen etwa der Grad der Arthrose, das Lebensalter, der Schmerz und die reduzierte Lebensqualität. Für mich ist eine Operation dann unausweichlich, wenn mehrere dieser Faktoren zusammentreffen, eine starke Arthrose vorliegt und der Patient konservativ ausbehandelt und seine Lebensqualität stark beeinträchtigt ist. 

Warum sind Endoprothesen mit fortschreitendem Alter meist notwendig?

Am Anfang steht, wie schon erwähnt, meist eine Arthrose, diese wird zuerst durch Physio- und Schmerztherapie behandelt. Erst wenn die Lebensqualität des Patienten stark beeinträchtigt ist, etwa durch starke Schmerzen und eingeschränkte Mobilität, kommt es nach erfolgloser Therapie mit Infiltrationen (z.B. Knorpelaufbaukur, Eigenbluttherapie) zur Operation. Und diese ist zweifelsohne ein Gewinn für die Lebensqualität. 

Wo liegt das durchschnittliche Alter der Patienten?

Empfänger von Knieprothesen sind durchschnittlich 60 bis 70 Jahre alt, Empfänger von Hüftprothesen durchschnittlich 65 bis 75 Jahre. 

Wie lange ist die Wartezeit auf einen Operationstermin?

Zirka 20 Wochen. Das gilt für Hüft- und Knieoperationen gleichermaßen. 

Aus welchem Material sind diese Endoprothesen?

Die Grundsubstanz ist aus Metall. Die Gleitlager wiederum sind entweder aus Kunststoff oder aus Keramik. Und Prothesen aus diesen Materialien sind grundsätzlich für jeden Patienten geeignet. 

Aber kann es nicht bei manchen Patienten zu allergischen Reaktionen kommen?

Allergien bei Knieprothesen sind sehr selten, da die Materialien extrem hochwertige Werkstoffe sind. Es gibt spezielle antiallergische Knie-Implantate, diese sind jedoch auch aus Metall. Eine Innovation sind die neuen und erstmals bei uns am Klinikum Wels-Grieskirchen implantierten vollkeramischen Knie-Endoprothesen. Hier können Allergien ausgeschlossen werden, allerdings fehlen noch Langzeitergebnisse. 

Wie lange dauern derartige Operationen?

Eine Knie-Operation rund 60 Minuten, die Operation an der Hüfte 50 bis 60 Minuten. 

Was kann/muss ein Patient vor einer derartigen Operation tun?

Gesund leben und sich nach seinen Möglichkeiten fit halten. 

Was kann/muss ein Patient nach der Operation tun?

Stützkrücken verwenden, die bereits am Tag nach der Operation beginnende Physiotherapie in Anspruch nehmen und einen Reha-Aufenthalt absolvieren. 

Wie lange müssen die Patienten nach der Operation im Krankenhaus bleiben?

Nach einer Hüftoperation drei bis acht Tage, nach einer Knieoperation fünf bis elf Tage. Mit einer neuen Hüfte sollte der Patient rund vier Wochen die Krücken verwenden, mit einer Knieprothese vier bis sechs Wochen. 

Kann der Patient mit dem neuen Knie bzw. der neuen Hüfte auch wieder – moderaten – Sport betreiben?

Selbstverständlich. Er kann Wandern, Radfahren, Tennis spielen, Golf spielen und auch wieder Schifahren. Wichtig ist nur, dass Stürze nach Möglichkeit vermieden werden sollten. 

Wenn der Patient große Skepsis oder gar Angst vor einem derartigen Eingriff hat: Mit welchen Argumenten lindern oder nehmen Sie ihm diese Angst?

Hier gibt es zweifelsohne eine Vielzahl von Argumenten, mit denen wir Ärzte etwaige Bedenken zerstreuen können. Das Wichtigste aber ist für mich, dass ich im persönlichen Gespräch mit dem Patienten sein Vertrauen zu mir gewinne und aufbaue. 

 


Priv. Doz. Dr. Stefan Hofstätter
ist Oberarzt an der Abteilung für Orthopädie und orthopädische Chirurgie am Klinikum Wels-Grieskirchen. Gemeinsam mit Dr. Iris Stibal ist er auch Wahlarzt im orthopädisch, physiotherapeutischen Praxis-Zentrum in Eferding.

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