So sehr ich die Weihnachtszeit liebe, so traurig bin ich Jahr für Jahr, dass in diesen Tagen so viele Topfpflanzen verkauft werden, um schon nach wenigen Tagen zu sterben. An oberster Stelle stehen hier die Weihnachtssterne.
Diese Pflanze stammt aus den tropischen Laubwäldern Mexikos, Venezuelas, Brasiliens und Argentiniens. Die Sträucher werden dort bis zu vier Meter hoch und schmücken sich immer dann mit Blüten, wenn die Nacht länger als der Tag ist. Also genau dann, wenn das Weihnachtsfest ins Haus steht. Es sind Millionen von Pflanzen, die in diesen Wochen über das Verkaufspult von Gärtnereien, Gartencentern, aber auch Tankstellen oder Supermärkten wandern. Kaum haben sie die wohlige Wärme des Gewächshauses verlassen, beginnt eigentlich schon ihr langsames Sterben. Kühle Zugluft verträgt die Weihnachtspflanze nämlich gar nicht und reagiert mit einem „Schnupfen“. Es fließt aber kein Nasentröpfchen, sondern die Pflanze wirft die grünen Blätter ab. Das wird meist noch geduldet, doch beginnen die roten Hochblätter zu verwelken, landet sie schon in vielen Haushalten in der Biotonne.
Langes Leben möglich
Dabei können diese Pflanzen ohne Probleme noch lange weiterkultiviert werden. Wer meint, dass die roten Blätter im März einfach Fehl am Platz sind, weil sie doch nur Weihnachten bedeuten, schneidet die Pflanze kräftig zurück und kann sich schon bald am zarten neuen Austrieb erfreuen. Wer sie auch noch umtopft sorgt für ein besonders kräftiges Wachstum. Ab Mai sollte der Weihnachtsstern dann am Balkon oder auf der Terrasse stehen, wird bis September noch einige Male gestutzt und kommt dann Anfang Oktober ins Haus. Es wird aber nur dort, wo es kein künstliches Licht gibt, eine Blüte geben. Eine Zuseherin hat mir einmal ein Foto eines Weihnachtssterns geschickt, der – gut zwei Meter hoch – ein ganzes Eck im Wohnzimmer einnahm. Sie benutzt den Raum so selten, dass die Pflanze von keinem Kunstlicht gestört wird und sich alljährlich von unten bis oben voller Blüten schmückt. Im März wird das Prachtexemplar dann zurückgeschnitten und jetzt kommt es: aus den Stecklingen zieht man kleine Weihnachtssterne, die man dann im Dezember verschenkt. Soweit wird der Enthusiasmus bei vielen nicht gehen, aber in gewisser Weise war diese Blumenliebhaberin ein Vorbild für mich. Einige Male ist es mir nun schon gelungen, die Weihnachtssterne im Glashaus weiter zu kultivieren und auch zum Blühen zu bringen.
Viele Wegwerfpflanzen
Wenn wir schon bei Wegwerfpflanzen sind, von denen der Weihnachtsstern an oberster Stelle steht, dann gehören hier auch die Alpenveilchen und die Azaleen genannt. Auch sie haben meist nur einen kurzen Auftritt im Zimmer, ehe sie durch die viel zu hohen Temperaturen zum frühen Sterben verurteilt sind. Ähnlich geht es zu Jahresbeginn den vielen Zwiebelblumen, die in den Töpfen vorgezogen werden, um uns das Warten auf den Frühling zu verkürzen. Kaum sind Hyazinthen, Mininarzissen oder Tulpen verblüht, landen sie im Kompost. Das Ende ist zumindest dann der Anfang – aus den blühenden Topfpflanzen wird Kompost, der anderen Pflanzen wieder die Kraft für neues Wachstum liefert. Ein wenig Hoffnung rund um die Weihnachtszeit und die Millionen Wegwerfpflanzen …